Audi: Kehren wir zurück zu den Aluminiumstücken, die Sie auf dem Dachboden gefunden haben. Wissen Sie, wie sie dort hingekommen sind?
Éva Reményi: Mein Urgroßvater arbeitete in einer Aluminiumfabrik und brachte sehr schöne Gegenstände, beispielsweise Schalen und Krüge, mit nach Hause. Auch die Dose gehörte ihm.
Audi: Soweit ich weiß, ist er nicht der Einzige in der Familie, der mit Metall gearbeitet hat.
Éva Reményi: Ja, auch mein Vater arbeitete in jungen Jahren als Karosserieschlosser – und ich habe als kleines Mädchen viel Zeit bei ihm in der Werkstatt verbracht. Karosseriebau ist der Schmiedekunst sehr ähnlich, wie ich später gelernt habe.
Audi: Was für eine Rolle haben diese Kindheitserfahrungen für Sie gespielt, um diesen Weg einzuschlagen?
Éva Reményi: Ich bin mir sicher, eine sehr große. Ich habe mich viel mit Psychologie beschäftigt. Als ich versuchte, herauszufinden, woher die Entscheidung kam, wie sie befeuert wurde, stellte ich fest, dass sie zum Teil in der Werkstatt meines Vaters entstanden ist. Ich war das kleine Mädchen, das sich in der Werkstatt nicht langweilte, sondern sich gerne Schrauben und Werkzeuge ansah. Übrigens fasziniert mich ein Werkzeug bis heute mehr als etwa eine schöne Tasche.
Audi: Und welche Erinnerungen haben Sie an die Frauen in der Familie? Erinnern Sie sich an eines ihrer Schmuckstücke, das Ihre Fantasie als kleines Mädchen beflügelt hat?
Éva Reményi: Ein Mensch besteht aus verschiedenen kleinen Elementen seiner Abstammung – so habe ich auch viel von der weiblichen Seite der Familie in mir. Mein Großvater väterlicherseits war technischer Leiter einer Leinenweberei in Buda: Im Rahmen seiner Arbeit bereiste er fast die die ganze Welt und brachte meiner Großmutter von jeder Reise ein besonderes Schmuckstück mit. So besaß meine Großmutter eine ansehnliche Sammlung von Schmuckstücken, die sie auch trug. Diese sind mir sehr lebhaft in Erinnerung. Meine Großmutter mütterlicherseits besaß dagegen nur sehr wenig Schmuck, aber ich erinnere mich auch sehr deutlich daran – so sehr, dass das Leitmotiv unserer Vulcano-Kollektion von einer ihrer Anstecknadeln inspiriert wurde. Und von meiner Mutter habe ich etwas sehr Wichtiges geerbt: den Unternehmergeist. Von ihr habe ich auch den Mut geerbt.
Audi: Sie haben einen Abschluss in Volkswirtschaft gemacht, den Bereich aber schnell wieder verlassen. Hat dieser „Abstecher“ zum Erfolg der Marke beigetragen?
Éva Reményi: Die wirtschaftlichen Grundlagen, die ich an der Universität gelernt habe, sind nützlich. Aber die praktischen Dinge habe ich von meiner Familie gelernt. Apropos Erfolg: Ich sollte auch betonen, dass ich die Marke seit fünf Jahren zusammen mit meinem Mann Gerzson Huszár führe. Er bringt viel Wissen und Geschäftserfahrung in das Unternehmen ein. So habe ich das Glück, im kreativen Bereich bleiben zu können.